


Nur wenige der 120-130 Arten von Nektarvögeln (in 15 Gattungen) sind so schlicht gefärbt wie die endemische Art der granitischen Seychellen, obwohl das Männchen zumindest mit einem metallisch blau schimmernden Brustgefieder und manchmal mit einem kleinen gelben Fleck auf der Seite (bei manchen Exemplaren orangefarben) beeindruckt (ich persönlich konnte diesen Fleck noch nie entdecken, obwohl er in den "Birds of the Seychelles" so drinnen steht). Bereits die Nektarvögel von Aldabra (Nectarinia oder vielmer Cinnyris sovimanga, denn hier hat es offenbar eine taxonomische Änderung gegeben, "Birds of the Seychelles" verwendet noch Nectarinia) und jene von Assumption, Cosmoledo und Astove Nectarinia - Cinnyris (sovimanga) abbotti sind wesentlich farbenrächtiger und leuchten in allen Farben des Regenbogens. Allerdings nur die Männchen. Sie sind bei vielen Arten bunt gefärbt und tragen ein metallisches glänzendes Gefieder. Die Weibchen sind bis auf wenige Ausnahmen unscheinbarer.
Benannt wurde der schöne kleine "Kolibri", wie er auf Kreolisch genannt wird, nach dem französischen Reisenden Jean-Jacques Dussumier.

Der ständig aktive und unermüdliche kleine Vogel sucht nach Blüten um an den nahrhaften Nektar heranzukommen. Doch verschmäht er auch kleinere Insekten nicht, die er manchmal aus den Netzen der großen Palmspinnen herauspickt oder im Flug nach Fliegenschnäpper-Art im Schwirrflug erbeutet. Die lange Zunge der Nektarvögel, mit der sie den Nektar aus den Blüten saugen und Insekten fangen, kann weit hervorgestreckt werden.

Apropos Schwirrflug: Die altweltlichen Nektarvögel beherrschen ihn lange nicht so gut wie die neuweltlichen Kolibris. Doch bedeutet es nicht, dass sie ihn gar nicht können: Man kann sie oft vor Blüten auch bei mehrere Sekunden dauernden Schwirrphasen nach Kolibriart beobachten.
Der kreolische Name „kolibri“ ist freilich irreführend. Kolibris gibt es ausschließlich in der Neuen Welt und die beiden Vogelfamilien sind nicht näher verwandt. Es handelt sich um eine klassische Konvergenz, also analoge Evolution.
Die Art brütet auf den Granitinseln ganzjährig, jedoch mit einem deutlichen peak im September und Oktober, gegen Ende des Südost- und bis zum Beginn des Nordostmonsuns. Die Nester sind auffällige Hängenester, die in der Regel 1,5 bis 20 Meter über dem Grund auf Bäumen und Sträuchern gebaut werden. Die meiste Arbeit mit dem Aufziehen des Nestlings – es wird nur ein Ei gelegt - hat das Weibchen. Eine Studie hat herausgefunden, dass nur vier Prozent der Nestbesuche mit Nahrung von den Männchen geleistet werden.

Die ausgeflogenen Jungvögel werden von beiden Eltern weiter gefüttert, doch auch hier spielt das Weibchen die wichtigere Rolle. In manchen Fällen, so bei der natürlichen Widerbesiedlung von Aride, wurde beim Seychellen-Nektarvogel Polygynie beobachtet. Ein Männchen brütete gleichzeitig mit zwei Weibchen in verschiedenen Territorien.

Der Seychellen-Nektarvogel ist vielleicht die einzige endemische Vogelart, die von der Kolonisierung der Inseln durch Menschen profitiert hat. Sein Nahrungsspektrum hat sich durch die vielen eingeführten blühenden Pflanzen wesentlich verbessert und steigt auch in den letzten Jahrzehnten durch das Anlegen immer weiterer Gärten in Hotelanlagen, Gästehäusern aber auch bei den Einheimischen ständig. Die eingeführten Beutegreifer wie Katzen gefährden die Nektarvögel weniger als andere Arten, ihre Nester sind selbst für Katzen und Ratten schwer erreichbar.
Der nächste Verwandte des Seychellen-Nektarvogels ist vielleicht Nectarinia (Cinnyris) humbloti von den Komoren.
