Der rote "Spatz" der Seychellen: Madagaskar-Fody (Foudia madagascariensis)



Die Webervögel (Ploceidae) sind eine artenreiche Familie aus der Gruppe („Ordnung“) der Sperlingsvögel (Passeriformes). Die Familie umfasst 109 Arten in 17 Gattungen. Namensgebend war der auffällige Nestbau, der für viele Arten der Webervögel charakteristisch ist.
Die Foudia-Arten der Seychellen



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Einer der prachtvoll gefärbten Vögel der Seychellen – allerdings sind nur die Männchen so bunt – ist der Madagaskar-Kardinalvogel oder Fody. Er ist einer der häufigsten Landvögel der Granitinseln. Lange Zeit dachte man, dass er auf den Seychellen eingeführt ist. Da sich Biologen und Tierfreunde in der Regel für die natürlich vorkommende oder endemische Flora und Fauna interessieren, minderte diese Ansicht sozusagen den „Wert“ der Beobachtungen des Fodys. Einen eingeschleppten „Fremdling“ zu bewundern - so schön er auch ist – wird oft als weniger „wertvoll“ empfunden. Und das, obwohl sich kaum ein anderer Vogel der Seychellen in der Farbenpracht mit ihm messen kann.

Jedoch hat bereits Lionnet (1980) darauf aufmerksam gemacht, dass es Berichte von Beobachtungen dieser Art von der Insel Mahé aus dem Jahre 1768 gibt – also noch vor der dauerhaften Besiedlung der Seychellen durch die Europäer (es handelt sich um Berichte der Marion Dufrense Expedition). Später haben G. und R. Gerlach (1994) in einer Publikation (Introduction or natural colonist? Historical confusion in the case of Foudia madagascariensis and Astrilda astrild) sozusagen den „offiziellen“ Status der nun als natürlich vorkommenden Vogelart bestätigt. Möglicherweise war die Art auf den Granitinseln ursprünglich eher selten. Es ist auch möglich, dass die natürliche Besiedlung der Seychellen erst kurz vor jener durch den Menschen erfolgte. Als Kulturvolger, der offenere Landschaften bevorzugt, profitierte der Fody dann von den Rodungen der Wälder und von den Veränderungen in der Landschaft durch den Menschen. Denn anders als der endemische Seychellen-Fody (Foudia sechellarum), der vor allem Insekten frisst, ist sein Verwandter von Madagaskar überwiegend ein Samenfresser.
Noch 1866 sah Newton auf Mahé nur einen einzigen Vogel dieser Art und äußerte damals die später weit verbreitete Meinung, dass die Art kurz vorher eingeführt worden ist. Schon 40 Jahre später war sie aber die häufigste Landvogelart nach dem Common Mynah, dem allgegenwärtigen und lauten Hirtenstar (Nicoll, 1909). Trotz dieser Überlegungen - eine definitive Sicherheit über den Status des Vogels auf den Seychellen gibt es nicht. Die Vorstellung von einer weiteren natürlich vorkommenden Vogelart - denn so viele gibt es doch nicht - ist jedoch verlockend ...

Nicoll war es auch, der jene als Legende anmutende Geschichte schriftlich festhielt, die später wiederholt in der Literatur erwähnt wurde: Zwei rivalisierende Nachbarn stritten um ein Stück Land. Der Sieger wollte auf diesem Land Reis anbauen, der Besiegte jedoch besorgte aus Madagaskar einige Kardinalvögel, die dort als große Reisvertilger gelten. Der frustrierte Nachbar hat dann die Vögel auf die Reisfelder seines Gegners losgelassen. Seitdem soll der Reisanbau auf den Seychellen nicht mehr funktionieren ...
Die Namen in allen Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch und Kreolisch) heben die Urheimat dieser Art, Madagaskar, hervor. Der Vogel war ursprünglich auf Madagaskar endemisch, hat aber durch natürliche Ausbreitung (eben: vermutlich die Seychellen) weitere Gebiete besiedelt und zusätzlich wurde er durch den Menschen in andere Regionen eingeführt. Er kommt auch auf den meisten äußeren Seychelleninseln vor.
Der Name "Kardinal" wurde in der kreolischen Sprache eigentlich nur für die Männchen verwendet – wohl wegen dem prachtvollen roten „Kleid“. Nur auf La Digue wurden die Männchen auch „Taroza“ genannt – der Ursprung des Namens ist aber unbekannt. Bekannter bei den Touristen ist die gleichnamige Bar am Hafen von La Digue, jedoch wissen die wenigsten, dass er auf den schönen roten "Spatz" zurückgeht ... Der wissenschaftliche Name Foudia leitet sich von dem malagassischen „Fodimena“ oder „Fodilahimena“ ab.
Die kreolische Sprache hat den Fody sogar in ein Sprichwort eingebaut: mank seren, may bengali (miss the fody, catch the waxbill).